Noroviren – Wichtig zu wissen

Veröffentlicht am 30.07.2021

Bedeutung von Noroviren

Neben Bakterien und Parasiten sind oft Viren Auslöser solcher Infektionen, wie z.B. Noroviren. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen breiten sich diese Infektionen innerhalb von kürzester Zeit epidemieartig aus - deshalb sind auch Maßnahmen in der Spülküche angezeigt.

Erreger

Noroviren gehören zur Familie der Caliciviren. Das erste Norovirus wurde 1972 in der Stadt Norwalk, Ohio, USA entdeckt, weshalb die Viren früher auch als „Norwalk-Viren“ bezeichnet wurden.

Noroviren sind unbehüllte, ca. 26 bis 35 nm große RNAViren.

Krankheitsbild

Bei einer Norovireninfektion handelt es sich um eine akute Magen-Darm-Erkrankung mit Durchfällen, heftigem Erbrechen, krampfartigen Bauchschmerzen, starker Übelkeit, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen. Die Inkubationszeit (Zeitraum von der Ansteckung bis zu Beginn der Erkrankung) beträgt 10 Stunden – 2 Tage. Die klinischen Symptome bestehen für etwa 1 – 2 Tage, maximal 4 Tage.

Dauer der Ansteckungsfähigkeit

Die Ansteckungsfähigkeit ist während der akuten Erkrankung und bis mindestens 2 Tage nach Abklingen der klinischen Symptome am höchsten. Eine Virusausscheidung findet noch ca. 10 Tage nach Ende der Durchfälle statt und kann bis zu 4 Wochen andauern.

Erregerhaltiges Material

Noroviren sind extrem infektiös: Bereits 10 bis 100 Viruspartikel genügen, um eine Infektion auszulösen. Die Erreger sind nach Krankheitsausbruch sowohl im Stuhl als auch im Erbrochenen des Patienten in hoher Anzahl nachweisbar, wobei ein Gramm Stuhl bis zu 1011 Viruspartikel enthalten kann.

Übertragungswege

Noroviren werden in erster Linie durch Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Die Übertragung erfolgt entweder durch direkten Kontakt zu Erkrankten oder durch indirekten Kontakt über kontaminierte Gegenstände und Flächen (Geschirr, Türgriffe).
Infektionen können auch von kontaminierten Speisen und Getränken ausgehen.

Meldepflicht

Nach Infektionsschutzgesetz (IfSG) § 6 Abs. 1 besteht bei infektiösen Magen-Darmerkrankungen Meldepflicht, wenn eine Person betroffen ist, die im Lebensmittelbereich arbeitet (§ 42 IfSG).

Konsequenzen für das Geschirrspülen bei einem Norovirus-Ausbruch

Die wichtigste Maßnahme zur Vermeidung der Ansteckung ist das Verhindern der Weitergabe von Viren über den direkten Kontakt mit Erkrankten oder indirekt über Flächen und Gegenstände wie Geschirr. Die sorgfältige Händehygiene sowohl von Erkrankten selbst, als auch von Besuchern und Personal ist dafür Grundvoraussetzung.

Das benutzte und möglicherweise kontaminierte Geschirr muss so aufbereitet werden, dass sich keine Ansteckungsgefahr für Personen ergibt, die damit in Kontakt kommen.

Generell sollte in diesem Fall das Geschirr als potentiell infektiös betrachtet werden und vom Personal nur mit Einweghandschuhen berührt werden. Eine spezielle Kennzeichnung von verschmutztem Geschirr dieser Erkrankten und/ oder der Transport in geschlossenen Behältern oder Beuteln ist empfehlenswert.

Bei der Reinigung in der Spülmaschine mit anderem Geschirr sind entsprechend der RKI-Empfehlung Temperaturen ≥ 60°C einzuhalten.

Das Betreiben der Geschirrspülmaschine sollte den Vorgaben der DIN-Norm DIN SPEC 10534 entsprechen.

Viren, die auf der Oberfläche der Tabletts, Teller oder Bestecke vorhanden sind, werden durch das maschinelle Spülverfahren nach DIN und den entsprechend hohen Temperaturen inaktiviert.

Beim Wechsel zwischen reinem und unreinem Bereich an der Spülmaschine muss unbedingt eine sorgfältige Händehygiene (Reinigung und Desinfektion mit einem norovirenwirksamen Produkt) erfolgen, um eine Rekontamination des sauberen gespülten Geschirrs zu vermeiden. Daher sind in ausreichender Menge Händewaschplätze mit Handseife, Desinfektionsmitteln sowie Einmaltrockentüchern vorzusehen.

Das Umfeld der Spülmaschine, insbesondere der Bereich der Schmutzgeschirrannahme muss nach dem Spülende gründlich gereinigt und ggf. mit einem geeigneten Flächendesinfektionsmittel desinfiziert werden. Ergänzend ist die Desinfektion von häufig händeberührten Flächen in der Küche, wie z.B. Türgriffen, Griffen von Transportwagen oder Gargeräten im Bereich der Lebensmittelherstellung sinnvoll. Präventiv wird dies auch dauerhaft empfohlen.

Erkranktes Personal

Erkranktes Personal muss bei Magen-Darm-Beschwerden entsprechend Infektionsschutzgesetz von der Arbeit freigestellt werden. Die Arbeit kann nach Freigabe des Arztes unter strenger Beachtung der Händehygiene wieder aufgenommen werden. Da die Virusausscheidung auch nach Ende der Symptome noch bis zu 14 Tagen andauern kann, muss die Hände- und Toilettenhygiene in dieser Zeit besonders strikt beachtet werden. Das betrifft auch das Reinigungspersonal z.B. im Bereich der Geschirrspülmaschinen.

Allgemeiner Haftungsausschluss
Die Autorinnen und Autoren haben für die Wiedergabe aller im Rahmen dieses Beitrags enthaltenen Informationen große Mühe darauf verwendet, die Angaben entsprechend dem Wissenstand bei Fertigstellung des Werkes abzudrucken. Trotz sorgfältiger Erstellung und Korrektur des Satzes können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Die Autorinnen und Autoren sowie der Herausgeber übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Nutzung der Anweisungen oder Teilen davon entsteht. Auch haften sie nicht, sollte es trotz sorgfältiger Einhaltung aller in diesem Werk genannten Empfehlungen zu einer vermeidbaren Erregerübertragung kommen.

Quellen:

Robert Koch-Institut (2003) Erkrankungen durch Norwalk-ähnliche Viren (Noroviren). Epidemiol Bull 6:39–41 Robert Koch-Institut (2007) Erkrankungen durch Norwalk-ähnliche Viren (Noroviren). Epidemiol Bull 5